Über 500 Menschen beteiligten sich am 2. Oktober an der ersten Nachttanzdemo in Münster. Mehr Fotos gibt es auf der Sonderseite.
Über 500 Menschen beteiligten sich am 2. Oktober an der ersten Nachttanzdemo in Münster. Mehr Fotos gibt es auf der Sonderseite.
Am 3. August 2009 wurde eine 45-jährige alleinerziehende Mutter im nordostungarischen Ort Kisleta von Neonazis erschossen. Der Grund: Sie war Roma. Bei Angriffen auf Roma starben in den letzten Jahren mindestens acht Menschen. Schlagzeilen machte in diesem Zusammenhang auch die „Ungarische Garde“, eine paramilitärische Organisation, die stark an die deutsche SA erinnert. Die Angriffe und die „Garde“ sind Ausdruck eines immer stärker werdenden Rechtstrends, der seinen vorläufigen Höhepunkt bei den Parlamentswahlen in diesem Jahr fand. Die extrem rechte Partei „Jobbik“ erhielt 16,7 Prozent der abgegebenen Stimmen, obwohl bzw. weil sie revanchistische Ziele wie ein „Großungarn“ verfolgt und sich gegen Roma und das „jüdische Kapital“ stellt. „Jobbik“ gilt als der parlamentarische Arm der „Garde“. Ihre Positionen sprechen in Ungarn Mehrheiten an. Nach Umfragen meinen zwei Drittel der erwachsenen Bevölkerung, dass Juden in der Geschäftswelt in Ungarn zu mächtig seien. Auch der Wahlsieger 2010, die rechtskonservative „Fidesz“-Partei, bediente sich teilweise antisemitischer Stereotype, setzte aber vor allem auf nationalistische Parolen bei der Mobilisierung ihrer Wählerinnen und Wähler. An der Regierung versucht sie nun, das Land nach ihren Vorstellungen umzuformen.
Magdalena Marsovszky ist Kulturwissenschaftlerin aus Budapest und setzt sich seit einigen Jahren mit dem anwachsenden Antisemitismus in Ungarn und dem gesellschaftlichen Rechtstrend kritisch auseinander.
Donnerstag, 14. Oktober 2010 // 20.00 Uhr
Fachbereich Sozialwesen der FH //Hüfferstift
Hüfferstraße 27 // Raum 0.44
Die Veranstaltung ist Teil einer Vortragsreihe. Termine in anderen Städten in NRW, RLP und Hessen findet ihr hier (pdf).
Dortmund: Rechter Mörder aus Haft entlassen
Am 28.03.2005 erstach der damals 17-jährige Nazi-Skin Sven Kahlin in einer belebten Dortmunder U-Bahnstation den 32-jährigen Punk Thomas “Schmuddel” Schulz, weil dieser Kahlins rechte Parolen nicht unkommentiert stehen lassen wollte. Der Täter wurde daraufhin wegen Totschlags zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt. Demnach sollte seine Haft bis März 2012 andauern. Wie nun bekannt wurde, ist der rechte Mörder Kahlin am Donnerstag aus der Justizvollzugsanstalt Werl entlassen worden. Antifaschist_innen rufen deshalb zu einer Demo auf, die an dem “Nationalen Zentrum”, einem von Neonazis in Dorstfeld angemieteten Lagerraum, vorbeiziehen soll. Dort findet jeden Mittwoch das “Kameradschaftstreffen” statt, an dem nun aller Voraussicht nach auch der rechte Mörder Kahlin teilnehmen wird. Dortmunder Antifaschist_innen wollen ihn gebührend empfangen und ihm verdeutlichen, dass seine Tat nicht vergessen ist und er von nun an verstärkt im Visier antifaschistischer Intervention stehen wird.
Kommt zur antifaschistischen Demo:
29.09.2010 (Mi.) | 18.00 Uhr | Kampstraße Ecke Katharinenstraße | Dortmund
Treffpunkt Münster: 17.00 Uhr (pünktlich) | Hbf
In Gedenken an Thomas Schulz:
Kein Vergessen den Opfern neonazistischer Gewalt
Keine Rückzugsräume für rechte Mörder!
mehr…
Treffpunkt um 8.50 Uhr am Hinterausgang Hbf / Bremer Platz. Vor allem diejenigen, die ein Zugticket brauchen, sollten pünktlich kommen. Der Zug fährt um 9.10 (Gleis 3) bis Paderborn. Von dort geht es mit einem Shuttlebus weiter nach Büren.
Wer – aus welchen Gründen auch immer – noch nicht so früh Zeit hat, hat auch noch die Option, mit dem Zug um 12.10 Uhr (Gleis 3) zu fahren und nur an der Demo in Paderborn teilzunehmen. Hierfür Treffpunkt um 11.50 Uhr ebenfalls am Hinterausgang Hbf / Bremer Platz.
Nachttanzdemo am 2. Oktober 2010 in Münster
Dröhnende Bässe, tanzende Menschen – eine ungewöhnliche Demonstration wird am 2. Oktober durch die nächtlichen Straßen von Münster ziehen: Waking up the city! Die erste Nachttanzdemo fordert zum Mitmachen auf, bietet Raum, den eigenen Positionen Gehör zu verschaffen und Stellung zu beziehen: Gegen eine Stadtpolitik, die sich vor allem an den Interessen der Wohlhabenden orientiert; gegen die Gentrifizierung ganzer Stadtviertel; gegen eine Ordnungspolitik der Normierung, Eingrenzung und Beseitigung bestehender Freiräume; gegen die Umwälzung der Kosten der Krise auf die lohnarbeitende und arbeitslose Bevölkerung.
Die Nachttanzdemo ist in dieser Form in Münster einzigartig. Starten wird sie am Hauptbahnhof – begleitet von diversen DJs, Interviews und euch – und endet am Hafen mit einem Open-Air-Konzert. Sie soll eine Demonstration sein, die eine Klammer für die verschiedenen Kämpfe und Auseinandersetzungen darstellt, in der sich Initiativen und Einzelpersonen mit ihren Forderungen und Interessen ausdrücken können und die damit das Gemeinsame in verschiedenen Kämpfen hervorhebt: die Opposition zu einer Stadtpolitik, die Wohlstand und Ordnung zu ihren Leitmotiven erklärt und damit Ausschluss und Ausgrenzung produziert. Wir sind für eine solidarische Gesellschaft und eine Perspektive des radikalen Wandels gesellschaftlicher Macht- und Herrschaftsverhältnisse.
Schluss mit dem lethargischen Abhängen vor der Flimmerkiste und dem Social-Media-Gegruschel! Draußen vor der Tür, in der Nachbarschaft, in eurem Viertel, in eurer Stadt geschehen die wirklich spannenden Dinge!
Stand up and wake up the city!
Mehr Infos hier!
„…und du gehst durch Stadtmanagement spazieren…“ – Münster als Unternehmen und gemanagte Bühne
Vortrag und Diskussion mit Marcus Termeer
Städte definieren sich im Postfordismus als Unternehmen im regionalen, nationalen und internationalen Wettbewerb um wohlhabende Privathaushalte, Dienstleistungsunternehmen, TouristInnen und InvestorInnen. Wesentlich erscheint hier die Schaffung eines Images, einer „Marke“. Münster firmiert hier seit 2004 unter dem Label der „lebenswertesten Stadt der Welt“. Gezeigt werden sollen aktuelle Formen der Fragmentierung und Homogenisierung des Raumes in der kapitalistischen Stadt am konkreten Beispiel Münsters.
In den Konstruktionen der „lebenswertesten Stadt der Welt“ entsteht ein städtisches „Wir“, das aber der dominanten Wahrnehmung prosperierender Mittelschichten entspricht und in dem marginalisierte Gruppen doppelt „verschwinden“: Einerseits kommen ihre Lebensbedingungen in diesem „Wir“ nicht vor, andererseits werden sie (stillschweigend) doch darunter subsumiert, was ihre Existenz als Gegenpart negiert. Real kommt es zu einer verschärften sozialräumlichen Aufspaltung in Zentrum und Peripherie, z.B. mit der neuen Gated Community „Klostergärten“ und den maroden Wohnhochhäusern in der Kinderhauser „Schleife“ als Gegenpolen; schon, weil sich Stadtplanung inzwischen tendenziell ausrichtet auf innerstädtische „Filetgrundstücke“ und kurzfristige Trends sowie an den Interessen privater Investoren.
Die „Renaissance der Innenstadt“ zugunsten Gutbetuchter äußert sich auch in der Transformation dieser Stadt zur gemanagten Bühne: in der „historischen Altstadt“, wo der Business Improvement District „Initiative starke Innenstadt“ die Zugangs- und Aufenthaltsbedingungen definiert oder auf den Gentrifizierungsarealen „Kreativkai“ und „Germania-Campus“ mit ihren Stadtstränden. EinwohnerInnen werden zu TouristInnen in der eigenen Stadt, zu Selbst-DarstellerInnen zugunsten der Verwertungskette. Kennzeichen postfordistischer Raumpolitik ist es, dass auch Avantgarde-, Sub- und Gegenkultur subsumiert und so zu Bestandteilen der Verwertungskette oder auch zu „Zugangs-Schwellen“ für unerwünschte Gruppen werden können.
Schon in der Nachkriegszeit spricht die Stadtverwaltung vom erfolgreichen Bestehen im Wettbewerb der Städte (wenn auch unter völlig anderen Bedingungen). Daher wird abschließend kurz das wesentliche Bild der Münsteraner Imageproduktion angesprochen: der nach 1945 neu gebaute Prinzipalmarkt als ökonomisch-kulturelles Gesamtkunstwerk der Kaufmannschaft und architektonische Deckerinnerung zur Derealisierung des Faschismus.
Donnerstag, 16. September 2010 // 20.00 Uhr
Club Courage // Friedensstraße 42 // Münster
* Marcus Termeer: Promotion an der Universität Münster (Soziologie, neuere Geschichte, Politikwissenschaft). Freier Autor (Schwerpunkte: Kultursoziologie, Stadt- und Raumsoziologie, gesellschaftliche Naturbeziehungen, Dialektik des Zivilisationsprozesses, Geschlechterforschung). Zuletzt erschien: Münster als Marke. Die „lebenswerteste Stadt der Welt“, die Ökonomie der Symbole und ihre Vorgeschichte. Münster: Westfälisches Dampfboot 2010
Im September geht unsere Bildungsreihe „Searchlight“ in die nächste Runde und zwar mit folgenden Themen:
16. September 2010 – „…und du gehst durch Stadtmanagement spazieren…“ – Münster als Unternehmen und gemanagte Bühne>
14. Oktober 2010 – Rechtsentwicklung, Antisemitismus und extreme Rechte in Ungarn
14. November 2010 – Rechtsruck im Nachbarland? Wilders und die PVV in den Niederlanden – Extra-Searchlight-Termin am Sonntag!
18. November 2010 – Was sind Studentenverbindungen und Burschenschaften?
16. Dezember 2010 – Vergessene Opfer. Die NS-Politik gegen so genannte Asoziale
in Kooperation mit: Antifaschistische Bildungsinitiative Münsterland, AStA der FH Münster, AStA der Uni Münster, Antirassistisches Bildungsforum Rheinland.
Aktueller Stand der Dinge:
Die Nazis starten am 4. September am Hbf Dortmund und wollen durch die Nordstadt ziehen. Am Freitag, dem 3. September wollen die Nazis zudem ein Rechtsrock-Open-Air in der Innenstadt veranstalten. Dortmunder Antifa-Gruppen rufen deswegen zu einer Demo unter dem Motto „Für ein Viertel ohne Nazis – Gegen rechte Gewalt und Nazimusik!“ auf, die um 16.00 Uhr am Nordausgang des Hbf startet.
Naziaufmarsch am Samstag z.Z. durch Polizei verboten!
Die Dortmunder Polizei hat den Samstag-Aufmarsch der Nazis kurzfristig verboten, nachdem Sprengstoffe bei einem Aachener Nazi mit Verbindungen nach Dortmund gefunden wurde. Der nun verhaftete Nazi war u.a. beim Angriff auf die Kneipe Hirsch-Q vor gut einer Woche beteiligt. Das Rechtsrock-Konzert ist vom Verbot nicht betroffen. Außerdem ist es sehr gut möglich, dass das Verbot noch kurzfristig vor Gericht gekippt wird. Deshalb: Alle nach Dortmund – und zwar am Freitag und Samstag.
Das S4-Bündnis klagt zudem gegen den Auflagenbescheid ihrer Antifa-Demo am Samstag, die nach Meinung der Polizei nicht in der Innenstadt laufen soll. Aktuelle Infos beim S4-Bündnis und beim Infoticker.
Gemeinsame Anreise ab Münster:
Es gibt einen öffentlichen Treffpunkt zur gemeinsamen Reise am Samstag von Münster nach Dortmund: Samstag, 8.45 Uhr am Hauptbahnhof.
Bitte organisiert die Anreise am Freitag selbstständig.
Infoveranstaltungen in Münster:
23. August 2010 – Was sind Autonome Nationalisten? – F24, 19.00 Uhr
25. August 2010 – “Wie die Heuschrecken kommen sie über unser Land …” Fallstricke verkürzter Kapitalismuskritik – Club Courage, Friedensstraße 42, 19.30 Uhr
26. August 2010 – Informationen über die Gegenproteste in Dortmund (mit dem S4-Bündnis) – Club Courage, Friedensstraße 42, 20.00 Uhr
Für den 4. September 2010 mobilisieren die Dortmunder Neonazis zum sechsten mal zum so genannten “Nationalen Antikriegstag”. Die seit 2005 jährlich stattfindende Demonstration ist ein Event für die extreme Rechte aus ganz Europa, das zum Anlass genommen wird, um unter dem Deckmantel des “Pazifismus” Rassismus, Antisemitismus und NS-Verherrlichung zu propagieren. Auch dieses Jahr wollen die Neonazis mit Parolen wie “Nie wieder Krieg, nach unserem Sieg” in Dortmund demonstrieren.
In Dortmund haben sich seit letztem Jahr verschiedene neue linke und antifaschistische Gruppen gegründet, die nun zu Aktionen am 4.9. aufrufen. Nachdem es letztes Jahr gelang die Veranstaltung der Neonazis auf eine stationäre Kundgebung zu beschränken, soll auch in diesem Jahr, unter anderem mit einem Blockadekonzept versucht werden, den Aufmarsch zu verhindern. Dazu wollen wir euch über die Konzepte der beiden Gegen-Bündnisse, mit denen der Aufmarsch verhindert werden soll informieren. Daneben wird es noch ein paar praktische Hinweise zum aktuellen Stand der Vorbereitungen und eine Einführung in die Dortmunder Neonaziszene geben.
Vor und nach dem Vortrag findet natürlich die „Bar Antfascista“ statt.
Donnerstag, 26.08.2010 // 20:00 Uhr
Club Courage // Friedenstraße 42 // Münster
Vom 18. bis zum 22. August findet zum dritten Mal das Antifa-Camp im Rheinland statt, dass euch ein vielseitiges Programm mit vielen Workshops und Diskussionsrunden bietet. Das Programm umfasst schon über 60 Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen, so dass für alle Interessen etwas dabei sein sollte.
Highlights dürften für viele bestimmt die Workshops mit Michael Heinrich zur Einführung in die Kritik der politischen Ökonomie und mit Andrej Holm („Was ist Gentrifizierung?“) sein. Erstmals finden mehrere Zeitzeug_innen-Veranstaltungen über linke Geschichte statt, die in drei Zeitblöcke eingeteilt sind: Erstens die Adenauer-Ära mit ihrer Kommunist_innen-Verfolgung; zweitens die 70er und 80er Jahre, in denen der bewaffnete Kampf seinen Höhepunkt erreichte und die autonome Bewegung entstand; schließlich werden Antifas aus ihren Erfahrungen mit Antifa-Politik in den 90er Jahren berichten. Die antifaschistische Praxis steht beim Blockadetraining oder in den Veranstaltungen, die über die Naziaufmärsche in Stolberg, Dortmund und Dresden informieren, im Vordergrund.
Daneben ist aber reichlich Zeit, um einfach die Beine baumeln zu lassen. Auch beim Abendprogramm kommt ihr auf eure Kosten. Zwei Konzerte mit Elektro- und Punk/Hardcore-Bands werden vorbereitet. Dies ist nur ein kleiner Einblick in das Programm. Wer mehr erfahren möchte, surft auf www.antifa-camp.de oder besucht unsere Veranstaltung im Club Courage. In einem kurzen circa halbstündigen Vortrag stellen wir das Programm vor und bieten euch die Möglichkeit Karten fürs Camp zu erwerben. Kosten: 45 € Normalpreis; 30 € ermäßigt; 10 € Tageskarte. Vor und nach dem Vortrag findet natürlich die „Bar Antfascista“ (inkl. Vöku) statt.
Donnerstag, 22. Juli 2010 / 20.00 Uhr / Club Courage / Friedensstraße 42 / Münster